1995
Diaprojektionen, Lichtkästen, Silikon
Das Diktum Friedrich Kittlers, es gäbe keine Computerkünstler,
weil nie unabhängig von den Mitteln gearbeitet werden könne,
die Informatiker bereitstellen, wird in der Arbeit
"Silikon Labor" (1995) auf jenes Fünkchen Wahrheit gebracht,
das angeblich in jedem Gerücht steckt. In einem Galerieraum
stehen auf einem Tisch und auf Holzsockeln Diaprojektoren,
die Einzelbilder an die Wand werfen. Auf dem Tisch liegen Dias
auf einer Leuchtplatte und weitere in Pappschachteln.
Auf den ersten Blick bekommt man den Eindruck, jemand sei bei
der (Forschungs-)Arbeit gestört worden und hätte alles stehen-
und liegengelassen. Die Dias zeigen die Formen, die zwischen
den Glasrahmen zusammengepreßtes Silikon bildet. Diese
biomorphen, dendritischen Gebilde sind farblose Versionen der
mit großem Aufwand an Computern generierten Illustrationen.
Das "Silikon Labor" ist eine LowTech-Variante der Silicon
Graphics-Rechner, an denen sogenannte Techno-Ästhetik ent-
steht. Die Arbeit bestätigt Kittler in dem Sinn, daß Computerkunst
nur ohne Computer möglich ist.

(aus Martin Pesch: Magie und Methode, Katalog Susanne Stövhase,
Galerie Martina Detterer, Frankfurt, 1997)